Kuriositätenkabinett – Teil 2 [update]

[Teil 2]

Dank des freundlichen Hinweises eines Frankfurter (a.M.) Klavier- und Cembalobauers, handelte es sich bei dem Rattenfänger des oben verlinkten Artikels wohl nicht um eine Katze, sondern einen Hund.

Ein Spitz mochte ihm zufolge auch als „Rattler“ angesprochen werden. Eine Anzeige des Bielefelder Tageblatts aus dem Jahr 1879 mag dies bestätigen.

Bielefelder Tageblatt, 13. Juni 1879.

Kuriositätenkabinett — Teil 2

[update]

Auf der Suche nach historischen Anzeigen der Bielefelder Pianofabrik Th. Mann & Co. begann ich vor Kurzem die digitalen Bestände der Universität Münster zu durchstöbern. Genauer gesagt, die Digitalisate des Bielefelder Tageblatt.

Damit war ich schon darauf gepolt, die Anzeigenteile genau zu durchforsten. Wenngleich ich eher geneigt war, grafisch gestaltete Annoncen in Augenschein zu nehmen, fiel mir im Digitalisat der Zeitung vom 12. Juli 1876 folgende Anzeige auf:

Bielefelder Tageblatt, Jg. 66, 1876, Heft 160 (12.7.1876), S. 4.

Ungewöhnlich nicht alleine die Annoncierung einer Suchmeldung für ein Haustier. Weniger Ungewöhlich, dass es sich um ein entlaufener Vertreter der Felidae handelt. Obgleich seit jahrtausenden als Haustiere gehalten, neigen sie noch immer dazu, ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Ungewöhnlich wiederum aber auch der Name unter der Anzeige, denn er legt nahe, es handle sich um den Pianofabrikanten Th. Mann. Zumindest im Adressbuch von Bielefeld aus dem Jahr 1865 wird nur eine Person dieses Nachnamens geführt.
http://www.bielefeld.de/ftp/dokumente/Adressbuch_Bielefeld_1865.pdf

Die Bezeichnung Rattenfänger suggeriert zudem, es handle sich weniger um ein besonderes Haustier, sondern mehr um ein Nutztier. So mag man annehmen, es würde bei einer Anzeige bleiben. Doch weit gefehlt. Nur wenige Ausgaben später:

Bielefelder Tageblatt, Jg. 66, 1876, Heft 166 (19.7.1876), S. 4.

Die Domestizierung der Katze geht einher mit der Sesshaftwerdung des Menschen. Bereits im Alten Ägypten wurden sie zur Jagd auf Mäuse eingesetzt. Dennoch zeigen neuere Berichte, dass Katzen eher schlechte Rattenfänger sind.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/schaedlinge-katzen-versagen-als-rattenfaenger-1.4147161
https://www.spektrum.de/news/katzen-taugen-nicht-als-rattenfaenger/1594300

Mitnichten ist diese Geschichte hiermit vorbei. Ganz im Gegenteil regt sie das narrative Denken an. Man malt sich Szenarien aus, wie die Geschichte um die entfleuchte Hauskatze weiterging. Ob sie jemals gefunden wurde? Es ist zweifelhaft, dass man hierauf antworten finden wird. Dennoch muss diese Katze (oder Kater) etwas besonderes für ihren Besitzer gewesen sein. Sei es aus ideellen Gründen – weil die Katze dem dreijährigen Theophil jun. ans Herz gewachsen war, oder aus funktionalen Erwägungen; da die Katze ein vorzüglicher Rattenfänger war.

Bielefelder Tageblatt, Jg. 66, 1876, Heft 193 (19.8.1876), S. 4.

In den folgenden zwei Wochen gab es keine weiteren Annoncen.

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