Star Trek & Borg

Ich fragte mich gerade, angeregt durch eine etwas zu positive Kritik zu Star Trek – Into Darkness (ein echt mieserabler Film) – warum die Borg als Bedrohung gesehen und als das ultimative Böse im Star Trek Universum erachtet werden?

Zu sämtlichen „großen“ Zivilisationen verbessern sich im Laufe der Serien und Filme die Beziehungen. Kein Konflikt und kein (Kalter) Krieg bleibt ewig bestehen. Der Krieg mit den Klingonen endet in „Das Unentdeckte Land“ mit dem Khitomer-Abkommen, die Bedrohung (Krieg) durch Cardassianer und Dominion wird am Ende von DS9 durch interne Freiheitskämpfe, bzw. Verhandlungen beseitigt und auch die Romulaner wirken im Spiegel der Filme und Serien nicht länger feindselig.

Doch die Borg verbleiben penetrant in ihrer Bedrohlichkeit. Warum wurden sie als der Ewige Feind konstruiert? Warum getraute sich kein Autor des Star Trek Universums eine Aussöhung von Föderation und Borg zu schreiben?

Die Borg assimilieren durch Technologie. Keine sanfte Verführung, eine rohe Vergewaltigung des Fleisches, welcher der Geist folgen muss. Eingepfercht in eine Hülle aus Elekrokomponenten und eingepresst in ein kollektives Bewußtsein steht das Individuum am Abgrund seines Individualismus.

Und hier offenbart sich für mich die eigentliche Wahrheit hinter dem Konstrukt Borg. Die Borg, wie die Menschheit in Star Trek haben als Leitmotiv die selbslose Aufgabe des Einzelnen zum Wohle der Gemeinschaft. Diese janusköpfige Dichotomie, wie zwei Seiten einer Medaille, ist so ähnlich doch unvereinbar verschmolzen. Sie trennt das Weiß und das Schwarz, das Gut und das Böse als attibutive Zuschreibungen.

Wo die Förderation mittels Verträge, der Macht der Worte, sich neue Sternensysteme einverleibt, dort erreichen die Borg dasselbe Ziel mit Technologie. Dabei zeigt sich mitnichten eine Technologiekritik; immerhin nutzt die Förderation ebenso eine Hochtechnologie (analog war auch Orwells 1984 niemals eine Technologiekritik, sondern stets eine Gesellschaftskritik, eine Kritik an der Art, wie Technologie in institutionalisierten Staatsapparaten eingesetzt wird; NSA lässt grüßen).

Heterogenität steht gegen Homogenität. Die Huldigung des Individuums steht gegen die Aufgabe der Individualität.

Auch wenn das Ergebnis platt wirkt, so mag man die Borg als Amalgam der Klischees der Russisch-Kommunistischen und Asiatischen Kultur sehen. In solchen Vorstellungen steht das Individuum nicht in einem Lichte, wie es im Europäischen und Nordamerikanischen Raum seit der Renaissance, seit dem Beginn des Humanismus fest verankert ist. Und hier liegt die Krux an der Sache: die Errungenschaften der Renaissance und Aufklärung werden als derart selbstverständlich erachtet, dass Abweichendes zu denken nicht gewagt wird. Und alles Fremde und alles Unverständliche wird schnell als Bedrohung wahrgenommen. Dies passiert auch in unserer Wirklichkeit immer wieder und öfter, als man meinen mag.

PS.: manchmal kommt mir die Förderation wie das Antike Rom unter der Pax Augusta vor. Nach innen herrscht Frieden, doch niemals wurden mehr Kriege geführt, als in jener Epoche.

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