Dunkel ist es hier (so gar nicht)

Den ganzen Film über beschäftigte mich die Frage, wie man bei den ganzen grellen Lichtern noch Computerbildschirme ablesen kann. Aber vielleicht sollte das manifestierte Licht kaschieren, dass das »CGI-Gewitter« das Budget für die Kulissen verschlang. Wie dem auch sei. Es ist bemerkenswert, wie einige Filme die gesamte Ästhetik derer beeinflußt, die ihnen nachfolgen. Oder war es doch eine neue Idee die Protagonisten in luftiger Höhe von Flugschiff zu Flugschiff springen zu lassen? Und das Blasterfeuer… äh Phaserfeuer kann man ja auch durchaus für »Neonsäbel« halten. Ich hielt es für eine besonders gelungene Idee, Khan Noonien Singh zum Terroristen zu machen. Leider wurde dies nicht konsequent umgesetzt und so verkam der Film zu einem Stakkato von Digitaleffekten.

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Veritas

Hans Rudolf meets Gunther Gerhard. Was sich Damien Hirst bei dieser Statue gedacht hat und was ihre ästhetische Form mit der Idee einer Allegorie von Wahrheit zu tun hat, bleibt wohl das Geheimnis des Künstlers. Bemerkenswert an dieser „zerteilten“ Frau ist das in Bereitschaft nach oben gereckte Schwert – Kundige denken sofort an Franz‘ beinahe hundertjähriges Bild „Feinde ringsum“ – und die geradezu nutzlos hinter dem Rücken versteckte Waage – Wahrheit ist nicht gerecht? Oder: in Wahrheit ist nichts gerecht? In diesem Spannungsfeld, das, ausgehend von Justitia aufgespannt wird, lassen sich zahllose Anknüpfungspunkte zu zeitaktuellen Themen herstellen; Aber sind sie tatsächlich so gemeint? Und wichtiger noch: ist die ästhetische Form zeitaktuell? Die formalen Ähnlichkeiten zu einem Giger und einem von Hagens sind nur oberflächlich und damit wäre die (durchaus erwünschte und erfrischende) Umkehrung der Hierarchie der historischen Trennung von Hoch- und „Populärer“ Kunst nicht im Kunstwerk eingeschrieben. Macht man sich auf die Suche nach anderen Parallelen, wird man in Bezug auf monumentale Plastiken weit im Osten fündig:
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Der olympische Geist

Da gibt es seit etwa 60 Jahren Bemühungen einer transnationalen Annäherung zur Europäischen Union, welche Gedanken aufgreifen, die in Teilen bis in die Antike zurückreichen, aber vor allem der Aufklärung entstammen, und dennoch wird beständig medial und kulturell auf die Differenz entlang künstlich gezogener Nationalgrenzen hingewiesen. Wie kann in Zeiten eines, durch globale Vernetzung hervorgerufenen Zusammenrückens der Welt, noch glaubhaft ein Ideal der »einen Menschheit« vermittelt werden, wenn durch Milliardenbeträge eine Institution gefördert wird, die nichts anderes zum Ziel hat, als nationale Zurschaustellung und (medialer) Wettkampf zwischen Ländern? Ist dies nicht gerade auch die Faulstelle an einem entsprechenden Ideal friedlichen olympischen Wettstreits?

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Wir gewinnen!

Ich halte es für eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit, wenn man von WIR und GEWINNEN, von DENEN und UNS im Zusammenhang mit dem Endergebnis eines sportlichen Ereignisses spricht. Es klingt geradezu, als würde die Souveränität zweier Staaten auf dem Spiel stehen und die gesamte Staatsbevölkerung wäre daran beteiligt. Der Weg vom Spiel zum Krieg scheint da nicht weit zu sein. Bin nur ich es, dem mulmig bei dem Gedanken wird, daß entlang der Scheidung des SELBST vom ANDEREN die Konstruktion von Identität mit dem Nationalstaat in Deckung gebracht wird? So nützlich eine kollektive Identität auch sein mag, sie sollte niemals unreflektiert gebraucht werden.

Masse und Macht

Wie es anderen dieser Tage geht, vermag ich nicht zu ahnen, jedoch verspüre ich eine extreme Angst, dass unter dem Deckmantel eines sportlichen Wettstreits ein neuer Nationalismus heranwächst. Es hatte schon seine Gründe, dass ein Elias Canetti Macht so eng an die Masse geknüpft sah und er sie als das „absolut Schlechte“ erachtete. Man sollte meinen, dass die Niederungen des 20. Jahrhunderts für ein durchgehendes empathisches Vermögen gesorgt haben, das in Kombination mit den kritischen Theorien seiner zweiten Hälfte, welche die Universitäten gebaren, zu einer ideologierkritischen Reflektionsfähigkeit und zu einem jenseits von nationalstaatlich ausgerichtetem Denken geführt hätten. Doch dort wo Europa wirtschaftlich darniederliegt, auch sein Geist nunmehr mit dem Tode ringt. Wie sehr müssen die großen Vorreiter des europäischen Gedankens sich im Grabe drehen. Frei nach einem, nicht unumstrittenen, Denker des 20. Jahrhunderts, bleibt mir nichts weiter, als zu sagen: Wer nicht denken will, hat schon verloren.

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